Stellst du dir auch manchmal solche Fragen? Spricht mein Kind altersgerecht? Wie kann ich meinem Kind Zuhause helfen? Muss ich etwas beachten beim Sprechen lernen? Ist mein Kind ein Late talker?
Vorweg: Ich könnte verstehen, wenn jemand jetzt denkt: "Mein Kind kann schon sprechen, ich brauch nicht mehr weiterlesen". Ich werde hier aber nicht nur von der Sprachentwicklung von Kleinkindern schreiben, sondern auch für schon etwas ältere Kinder habe ich ein paar Tipps dabei.
Der Spracherwerb ist ein großer und wichtiger Meilenstein in der Entwicklung von Kindern und wird oft auch heiß ersehnt. Wir stellen uns vor, wie wir mit unseren Kindern richtige Gespräche führen. Der Weg dorthin ist häufig lang.
Schon Babys kommunizieren, nur eben vorsprachlich, durch Schreien und Weinen. Dann beginnen sie irgendwann die eigene Stimme zu entdecken, sie "gurren" und geben erste Lautäußerungen wie "ah" oder "oh" von sich. Darauf folgt "lautieren" und "lallen" (z.B. "ba", "da") und ein erster Einsatz von Mimik und Blickkontakt. Ohne mich auf Zahlen festzulegen, beginnt ab etwa 6 Monaten (individuelle Abweichungen möglich!) die Phase des Brabbelns und erster Wörter. Mit z.B. "bababa" ahmen Kinder die Laute der Umgebungssprache nach, wiederholen Silben und irgendwann sprechen sie erste, oft eigene Wörter. Als Eltern hilft uns dann vor allem der Kontext, um die Kinder gut zu verstehen. Es werden immer mehr Wörter versprachlicht und sogenannte Ein-Wort-Sätze eingesetzt, also einzelne Wörter, um Wünsche auszudrücken oder Beobachtungen kundzutun. Das Sprachverständnis ist in dieser Phase deutlich besser als die eigene Sprachproduktion. Dann kommt die sogenannte Wortschatzexplosion, in der der aktive Wortschatz sprunghaft und rapide anwächst. In kürzester Zeit lernen die Kinder immer mehr und mehr Wörter sowie Zwei-Wort-Sätze. Mit etwa 2-3 Jahren (auch hier, individuelle Abweichungen möglich!) sprechen die Kinder längere Sätze und stellen Fragen. Dabei ist die Grammatik und auch die Aussprache oft noch inkorrekt. Über den Ausbau des Wortschatzes, das Erlernen komplexer Sätze und Grammatik, Beherrschen der Aussprache und sprachlicher Feinheiten gelangen Kinder ungefähr mit Schulreife oder während der Grundschulzeit zum Ende ihrer Sprachentwicklung. Bei manchen Kindern passiert dies alles früher, bei manchen später. Einige werden zu sogenannten Late talkern. Wie mehrfach betont, die individuellen Abweichungen sind groß.
Inhaltsverzeichnis
Sprachlernentwicklung Kind
Wie können wir den Sprachlernprozess unterstützen?
Darum soll es im folgenden gehen. Natürlich gibt es weitere sprachförderliche Aktivitäten und Verhaltensweisen. Wir erheben hier keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch soll es nicht darum gehen, dass all diese Dinge genau so getan werden müssen. Vielleicht können sie einfach eine Anregung sein.
Tipps zur Sprachförderung bei Kleinkindern:
1️⃣ Zeit, Aussprache, Tempo
Ein wichtiges Element beim Sprechenlernen ist tatsächlich der Faktor Zeit. Zum einen erlernen Kinder das Sprechen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und verschieden schnell. Vergleiche untereinander, mit Freund*innen oder Geschwistern helfen da nicht. Jedes Kind braucht die individuelle Zeit. Und Zeit ist auch in Bezug auf genügend Zeit für Antworten geben wichtig. Bis eine Frage im Gehirn des kleinen Kindes angekommen ist und dann eine Antwort abgerufen und formuliert werden kann, dauert deutlich länger, als Erwachsene oft meinen. Also Geduld haben, abwarten und erst viel später, wenn wirklich keine Antwort kam, vielleicht nochmal umformulieren und nachhaken. Ebenso ist eine deutliche Aussprache und ein eher langsames Sprechtempo natürlich erleichternd im Spracherwerb. Irgendwie logisch, oder?
2️⃣ Sprachförderung im Alltag
Im Alltag können vielfältige Gelegenheiten genutzt und versprachlicht werden, um ganz nebenbei Sprachförderung zu betreiben. Zum Beispiel einfach alles kommentieren und beschreiben, was so passiert, erlebt und getan wird. Dies regt auch mehr zum Sprechen an und erschafft neue sprachliche Konzepte, als konkrete Fragen es können. Denn diese werden oft einfach mit ja oder nein beantwortet oder mit einem einzelnen Wort. Kinder lernen durch das Vorbild und Zuhören/Zusehen. Ganz konkret:
- Am Esstisch das Essen beschreiben: XY ist kalt/ warm/ weich/ hart/ knackig/ matschig/ ...
- Abläufe beschreiben: Wir gehen jetzt ... Dort machen wir zuerst... Dann... Das brauchen wir, um... Heute Nachmittag... Nachdem...
- Erklären, was passiert: Oh, es hat an der Tür geklingelt. Wer könnte das wohl sein? Hast du eine Idee? Komm, wir gehen zusammen zur Tür. Es könnte XY sein, der bringt uns XY...

3️⃣ Spiele zum Sprechen lernen für Kinder
Bei der Beliebtheit von Rollenspielen gibt es glaube ich nur zwei Lager. Die, die es lieben und die, die es hassen. Fest steht, sie sind gut zur Sprachförderung. In andere Rollen schlüpfen, so-tun-als-ob, Abläufe üben, dabei viele neue Wörter und Kategorien kennenlernen - das alles unterstützt den Spracherwerb. Dabei ist der Vielfalt natürlich keine Grenze gesetzt und Sprachförderung findet sowohl beim Kaufladen als auch beim Tierarzt spielen statt.
Spiele wie "Ich sehe was, was du nicht siehst" können in unterschiedlichen Altersgruppen mit verschiedenen Kategorien gespielt werden und sind stets sprachförderlich. Egal, ob ganz klassisch mit Farben ("Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist rot"), mit Verben ("Ich sehe was, was du nicht siehst und das kann fliegen/ damit kann man kochen/ davon kann ich essen/ ...") oder mit Adjektiven ("Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist nass/ trocken/ groß/ klein/..."). Später kann es sogar unterstützend für eine Vorläuferfertigkeit des Schriftspracherwerbs, die sogenannte Phonologische Bewusstheit, eingesetzt werden, indem es mit Reimen ("Ich sehe was, was du nicht siehst und das reimt sich auf XY"), Silben ("Ich sehe was, was du nicht siehst und das hat zwei Silben") oder Anlauten ("Ich sehe was, was du nicht siehst und das beginnt mit A*") gespielt wird.
*Kleine Anmerkung am Rande: Um es den Kindern beim Lesen und Schreiben lernen später nicht unnötig schwieriger zu machen, bitte Buchstaben immer so benennen, wie sie im Wort erklingen, also als Laut ("b" nicht "beee", "m" nicht "äm")
Phonologische Bewusstheit
Dieses Konstrukt habe ich gerade schon einmal erwähnt. Phonologische Bewusstheit ist Grundlage für Lesen und Schreiben lernen und beginnt bereits beim Sprechen lernen. Es bedeutet, dass wir hören und erkennen, wie Wörter klingen, dass sie sich reimen, welcher Laut am Anfang oder am Ende des Wortes kommt, in wieviele Silben ein Wort sich gliedert usw. Das muss man als Eltern eigentlich auch gar nicht so genau wissen. Wichtig zu wissen ist nur, dass Reime, Fingerspiele, Singspiele unterstützend sind und deshalb gerne viel genutzt werden dürfen.
Die besten Bücher zur Sprachförderung 📖
Last but not least möchte ich natürlich auch noch Bücher nicht unerwähnt lassen. Denn, wer hätte das bei einem Blogpost vom Räuberfuchs gedacht, das möglichst tägliche Lesen von geeigneten Büchern ist absolut sprachförderlich. :-)
Über Bilderbücher werden neue Wörter erlernt und mit passenden Bildern verknüpft. Es werden also gleichzeitig mehrere Sinne angesprochen. Die Phantasie wird angeregt. Und auch einfach der Faktor Zeit ist da ganz besonders. Zeit nehmen, sich gemeinsam zum Beispiel aufs Sofa zu kuscheln, einer Geschichte zu lauschen, in Interaktion zu treten, sich über das Gelesene auszutauschen - das alles hat einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung.
Ich möchte hierfür nun noch ein paar Highlights für unterschiedliche Altersgruppen empfehlen. Letztendlich gilt jedoch: Hauptsache vorlesen! :-)

Kinderbücher zur Sprachentwicklung ab 1 - 2 Jahren:
Die große Minibibliothek der Wörter
Diese Kinderbuchreihe wurde speziell dafür entwickelt, die Sprachentwicklung von Kindern spielerisch zu unterstützen. In liebevoll illustrierten Büchern entdecken Kinder thematisch sortierte Begriffe aus ihrem Alltag – ideal, um den Wortschatz zu erweitern und das Sprechen lernen zu fördern.
Dank der klaren Bild-Wort-Zuordnung, einfachen Sätzen und wiederkehrenden Strukturen eignen sich die Bücher perfekt für Kinder ab 1 Jahr. Beim gemeinsamen Vorlesen entstehen aktive Sprechanlässe, die die sprachliche Entwicklung ganz natürlich anregen.
Moritz lernt sprechen - Lautmalerische Spiele für die Kleinsten
Das Bilderbuch „Moritz lernt sprechen“ von Logopädin Marta Galewska-Kustra unterstützt Kinder spielerisch beim Sprechen lernen. Durch lautmalerische Wörter wie „Wau! Wau!“ oder „Tick-Tack“ verknüpfen Kinder vertraute Geräusche mit ersten Begriffen – ein effektiver Einstieg in die Sprachentwicklung.
Jede Doppelseite führt durch bekannte Alltagssituationen und bietet zusätzlich hilfreiche Tipps für Eltern. Ideal zur Sprachförderung bei Kleinkindern – mit Spaß, Struktur und viel Nähe.

Moritz`erste Worte - Band 2, entwickelt von der Logopädin Marta Galewska-Kustra
Das liebevoll gestaltete Kinderbuch „Moritz’ erste Worte“ eignet sich ideal zur Sprachförderung bei Kleinkindern – besonders für Kinder, die etwas später mit dem Sprechen beginnen. In Band 2 setzt Moritz bereits erste Wortkombinationen zu einfachen Sätzen zusammen.
Kinder lernen spielerisch, Wörter für Dinge, Personen und Tätigkeiten zu unterscheiden und im Alltag anzuwenden – sei es zu Hause, auf dem Spielplatz oder im Kindergarten. Durch alltagsnahe Szenen, wiederkehrende Sprachmuster und klare Illustrationen fällt es kleinen Leser:innen leicht, neue Begriffe zu verstehen und aktiv nachzusprechen.
Ein wunderbares Buch zur Unterstützung der Sprachentwicklung, das Eltern, Pädagog:innen und Logopäd:innen gleichermaßen begeistert!

100 erste Wörter - spielerisch Vokabular aus der Lebenswelt erweitern
Das farbenfrohe Bildwörterbuch eignet sich ideal zur Sprachförderung bei Kleinkindern ab 12 Monaten. Auf stabilen Pappseiten mit großen Klappen entdecken Kinder erste Begriffe aus ihrer Alltagswelt – von Mein Zuhause über Fahrzeuge bis Bauernhof und Stadt.
Die liebevoll gestalteten Bilder fördern die Aufmerksamkeit und laden zum Mitmachen ein: Wer versteckt sich hinter der Tür? So wird das Sprechenlernen zum spielerischen Erlebnis! Durch die klare Themenstruktur unterstützt das Buch gezielt den Wortschatzaufbau bei Kindern und stärkt ganz nebenbei die sprachliche Entwicklung im Alltag.

Haltet den Ball! - Sprachförderung für Kleinkinder mit einer lustigen Tiergeschichte
Das Bilderbuch ist ideal zur Sprachförderung bei Kleinkindern ab 2 Jahren. Die lustige Geschichte rund um eine Ente, die ihrem Ball hinterherjagt, lädt Kinder zum Mitsprechen, Staunen und Lachen ein. Klare Sätze, wiederkehrende Elemente und lebendige Lautmalereien wie „BAMM!“ oder „PLATSCH!“ fördern spielerisch das Sprachverständnis.
Farbenfrohe Illustrationen und stabile Seiten machen das Buch zum perfekten Begleiter im Kinderzimmer, in der Kita oder Krippe. Ein liebevoll gestalteter Vorlesespaß, der Bewegung, Tiere und Sprache verbindet – ideal für die ersten Schritte in die Welt der Worte.
Weitere Werke von Susanne Straßer, die wegen einfacher Satzstrukturen und Wiederholungen geeignet sind:
Erstes Lernen Drehen. So viele Farben - Mitmachbuch in der Themenwelt Farben
Dieses interaktive Pappbilderbuch fördert spielerisch die Sprachentwicklung bei Kleinkindern. Durch Gucklöcher, Drehscheiben und realistische Fotos lernen Kinder ab 2 Jahren Farben zu benennen, Gegenstände zuzuordnen und ihren Wortschatz zu erweitern. Ideal zur Sprachförderung im Alltag – mit Spaß, Bewegung und liebevollen Illustrationen.

Ein echter Geheimtipp zur Sprachförderung bei Kleinkindern. Gegensätze wie ängstlich und mutig, klein und groß oder hell und dunkel werden durch alltagsnahe und witzige Szenen kindgerecht dargestellt. So können Kinder spielerisch neue Begriffe entdecken, erste Wörter lernen und Gegenteile verstehen.
Dank der stabilen, flexiblen Seiten eignet sich das Buch perfekt für kleine Hände. Ob beim gemeinsamen Vorlesen, Betrachten oder ersten Mitsprechen – dieses Buch fördert nicht nur den Spracherwerb, sondern auch die Beobachtungsgabe und das Ausdrucksvermögen.

Kinderbücher zur Sprachentwicklung ab 3 - 4 Jahren:
Ella spricht tausend Sprachen - Ein Mitmachbuch zur Sprachförderung
Ein fantasievolles Bilderbuch, das Kinder spielerisch beim Sprechen lernen unterstützt. Mit Sprachen wie Reimisch, Flüsterisch oder Wurstisch lädt das Buch zum Mitreimen, Quatschwörter erfinden und Mitsprechen ein – perfekt zur frühkindlichen Sprachförderung.
Ob zu Hause oder im Kindergarten: Kinder entwickeln Freude an Sprache, erweitern ihren Wortschatz und entdecken, wie kreativ Kommunikation sein kann. Ein liebevolles Mitmachbuch für kleine Sprachentdecker!

Der Wortschatz - für den bewussten Umgang mit Sprache
Wie lernen Kinder den bewussten Umgang mit Sprache? Das liebevoll illustrierte Bilderbuch „Der Wortschatz – Oscar findet eine Schatztruhe“ ist eine wunderbare Einladung zum spielerischen Sprechenlernen.
Als Oscar auf eine Kiste voller Wörter stößt, beginnt für ihn ein sprachliches Abenteuer: Wörter wie „quietschgelb“ verändern plötzlich die Welt um ihn herum. Schnell wird klar – Sprache hat Macht, Bedeutung und jede Menge Zauber.

Mein großes Buch der 1000 Wörter - Bildwörterbuch
Dieses bunte Bildwörterbuch fördert die Sprachentwicklung von Kleinkindern ab 4 Jahren. Über 1000 nach Themen sortierte Wörter – von Zootieren bis zum Körper – laden zum Entdecken, Erzählen und Benennen ein. Ideal zur Wortschatz-Erweiterung und als Unterstützung beim Sprechen lernen. Mit praktischem Register zum Nachschlagen.

Die große Wörterfabrik - über den Wert von Liebe und Sprache
Ein poetisches Bilderbuch, das Kinder spielerisch zum Nachdenken über Sprache und Gefühle anregt. In einem Land, in dem Worte teuer sind, entdeckt der kleine Paul, wie kraftvoll auch wenige Wörter sein können.
Das Buch eignet sich ideal zur Sprachförderung in Kita, Grundschule und zu Hause. Es unterstützt Kinder dabei, neue Begriffe zu lernen, Emotionen auszudrücken und Schüchternheit zu überwinden. Die liebevollen Illustrationen und die tiefgründige Geschichte machen es zu einem modernen Klassiker – für kleine Wortentdecker und große Gefühle.

Und für alle Kinder, aber ganz besonders für die, die sich mit dem Sprechen schwer tun, ist Das kleine Häwas ein ganz wertvolles Buch, welches ich hier bereits detailliert vorgestellt habe.
Zusammenfassend möchte ich noch einmal betonen, dass natürlich wirklich jedes Buch zur Sprachförderung dienen kann. Und auch einfach jede gemeinsame Interaktion mit dem Kind förderlich ist. Wichtig: Druck raus, alles kann, nichts muss.
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