Ankündigungen geben und visualisieren
Kinder brauchen Zeit, um sich auf Veränderungen vorzubereiten. Sag deinem Kind frühzeitig Bescheid: "In fünf Minuten ziehen wir die Schuhe an." Noch besser funktioniert es, wenn du einen visuellen Anhaltspunkt gibst, z. B.: "Wenn die Sanduhr abgelaufen ist, gehen wir nach Hause." oder ihr nutzt Timetimer - das sind Wecker, an denen ihr eine bestimmte Zeit einstellen könnt und die Minuten langsam ablaufen, sodass dein Kind immer im Blick hat, wie viel Zeit es noch hat.
Bilder oder Piktogramme können deinem Kind enorm helfen, Abläufe verständlicher zu machen. Eine kleine Tafel mit Bildern von typischen Alltagsritualen wie Zähneputzen, Anziehen und Frühstücken gibt deinem Kind eine visuelle Orientierung, und das Abhaken weckt auch den Spieltrieb, sodass es ihm Spaß macht, die Dinge zu erledigen und dann abhaken zu dürfen.
Viele Übergänge geraten in Stress, weil es zeitlich eng wird. Plane bewusst fünf bis zehn Minuten mehr ein, damit dein Kind in seinem Tempo von einem zum anderen wechseln kann, ohne dass du den Druck der Uhr im Hinterkopf hast und diesen unterbewusst auf dein Kind überträgst.
Übergänge spielerisch gestalten
Mach den Wechsel zu einer lustigen Aktion: "Lass uns auf dem Weg zum Auto wie Kängurus hüpfen!" oder "Wer kann schneller seine Schuhe anziehen - du oder ich?" So fühlt sich der Übergang nicht wie ein abruptes Ende, sondern wie ein Teil des Spiels an. Hier sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt - pass aber auf, dass es nicht in einen Wettbewerb kippt und die eh schon schwierige Übergangssituation dann zu einem Gefühlssturm führt, wenn du schneller angezogen bist als dein Kind.
Wie gesagt, die Übergangssituationen sind für dein Kind ohnehin herausfordernd und stressig. Wenn dann viele kleine Situationen mit Frust oder Ärger dazukommen, kann das schnell zu Trauer, Wut und einem starken Gefühlssturm führen - und genau das möchten wir in diesem Moment bestmöglich vermeiden.
Wahlmöglichkeiten bieten
Kinder erleben viele Übergänge als fremdbestimmt. Kleine Wahlmöglichkeiten geben ihnen ein Gefühl von Mitbestimmung: "Möchtest du zuerst deine Jacke oder deine Schuhe anziehen?" oder "Willst du noch eine letzte Runde rutschen oder schaukeln, bevor wir gehen?" Schau hier unbedingt, wie du altersentsprechend und individuell auf dein Kind eingehen kannst.
Denk dran: Stelle niemals Fragen, die nicht auch mit "Nein" beantwortet werden dürfen, oder frag nicht: "Welche Schuhe möchtest du anziehen?", wenn du wetterbedingt eh weißt, dass nur ein Paar in Frage kommt. Sei dir auch bewusst, dass viele Kinder durch Fragen oft verunsichert werden und die Beantwortung schnell zu einer Überforderung führen kann. Also schau genau, ob dein Kind gerade eher Selbstbestimmung oder eine klare Führung von dir benötigt, und passe das dann an die Situation an.
Emotionen begleiten
Bei jedem Übergang erleben Kinder widersprüchliche Gefühle - Freude, weil sie wissen, dass etwas Neues kommt, vielleicht auch etwas Sorge oder Angst vor dem Neuen, weil sie es noch nicht kennen oder nicht genau wissen, was auf sie zukommt und auch Trauer oder Frustration, weil etwas Schönes (meistens “viiiiel” zu früh!) endet. Es hilft, diese Emotionen zu benennen und mit etwas Positiven abzuschließen: "Ich sehe, du bist enttäuscht, weil du noch weiterspielen willst. Das verstehe ich. Lass uns gemeinsam überlegen, wann wir wieder herkommen können."
Ein anderer großer Übergang für Kinder ist das morgendliche Abgeben im Kindergarten oder in der Schule - einige Kinder haben gar kein Problem damit und für andere ist es eine tägliche Herausforderung, sich von einer der wichtigsten Bezugspersonen zu trennen. Hier können verschiedenste Übergangsrituale oder Übergangsobjekte gut unterstützen.
Übergangsrituale & Übergangsobjekte
Besonders der Abschied im Kindergarten kann für Kinder mit starken Gefühlen
verbunden sein. Hier helfen Übergangsrituale & Übergangsobjekte:
🧸 Ein kleines Übergangsobjekt mitgeben: ein Kuscheltier, ein kleiner Stein oder ein Herz aus Filz - etwas, das dein Kind in der Tasche behalten kann, um sich sicher zu fühlen. Ich lade die Dinge immer gern vorher mit meiner Liebe auf und wenn mein Kind mich vermisst, kann sie es kurz in die Hand nehmen und sich etwas von meiner Liebe „nehmen“.
🤗 Ein Abschiedsritual entwickeln: z. B. eine bestimmte Umarmung, ein geheimes Handzeichen oder ein individueller Abschiedsspruch.
📸 Ein Foto von Mama oder Papa in die Tasche stecken, das das Kind anschauen kann, wenn es sich einsam fühlt.
👩🏫 Eine sanfte Übergabe an die Erzieherin, sodass das Kind sich nicht allein fühlt, sondern direkt in eine neue Aktivität geführt wird.
Bei anderen Übergängen im Alltag könnt ihr euch gemeinsam wiederkehrende Rituale ausdenken, die geben den Kindern nämlich enorm viel Sicherheit. Ein gemeinsames "Auf Wiedersehen"-Winken zum Spielplatz oder ein kurzes Lied, das ihr vor dem Schlafengehen singt, hilft dem Kind, sich innerlich auf den nächsten Schritt einzustellen.
Klare Absprachen treffen
Übergänge können von allen Beteiligten unterschiedlich wahrgenommen werden. Klare Absprachen helfen, Missverständnisse zu vermeiden: "Wenn wir nach Hause kommen, ziehen wir zuerst die Schuhe aus und dann gibt es einen Snack." Erzähle deinem Kind, was als Nächstes passiert, besonders wenn es sich um größere Wechsel handelt: “Heute gehen wir nach dem Kindergarten noch gemeinsam einkaufen.” So hat dein Kind Zeit, sich bereits darauf einzustellen und es ist keine Überraschung, die sofort zu Stress führen kann, wenn du dein Kind erst beim Abholen über deinen Plan informierst. Binde dein Kind immer aktiv mit ein und versuche es so wenig wie möglich vor vollendete Tatsachen zu setzen, damit es sich auf die Übergänge einstellen kann und vorbereitet ist.
Positive Verbindung zum Übergang schaffen
Wie im Punkt “Emotionen begleiten” bereits angerissen, hilft es immer, einen Übergang mit etwas Positiven abzuschließen bzw. anzukündigen. Ich erinnere mich noch sehr gut, dass es bei uns zu Hause eine Phase gab, in der das Thema Medienkonsum immer zum Streit geführt hat. Als ich verstanden hatte, dass es nicht der Fernseher an sich ist, der die Herausforderung darstellt, sondern der Übergang, konnte ich ganz schnell handeln und diese “Phase” beenden. Ich habe nicht mehr den Fokus auf das Ausmachen des Fernsehers gelegt, sondern schon vor dem Anmachen besprochen, dass nach einer Folge aus gemacht wird und angekündigt, was wir danach Schönes machen werden. Der Fokus lag dann automatisch auf dem Positiven, das danach folgt und nicht auf dem Negativen “Ich muss den Fernseher aus machen.”. Kinder trennen sich meistens leichter von einer Tätigkeit, wenn sie wissen, was danach folgt und wenn es dann auch noch etwas Schönes ist, das ihr gemeinsam macht, ist es umso besser: "Nach dem Mittagessen lesen wir dein Lieblingsbuch." ist viel schöner und attraktiver fürs Kind, als “Komm jetzt zum Essen”, wenn es gerade total in ein Spiel vertieft ist.
Übergänge reflektieren
Wie zu Beginn bereits erklärt, ist es wichtig, die Übergänge, die dein Kind im Alltag meistern muss, bewusst wahrzunehmen und zu feiern, wie oft es reibungslos klappt. Es kann auch helfen, gemeinsam die Übergänge zu reflektieren: Was hat gut funktioniert? Wo gab es Schwierigkeiten? Was können wir beim nächsten Mal anders/besser machen? Kinder profitieren davon, wenn sie beobachten, wie wir über Situationen nachdenken und alternative Lösungen finden. Dadurch lernen sie, von Mal zu Mal mit den Veränderungen entspannter umzugehen.
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