Sanfte Eingewöhnung in die Kita

Sanfte Eingewöhnung in die Kita

Inhaltsverzeichnis

Steht für euch aktuell oder zukünftig eine Eingewöhnung an? Familienberaterin Vanessa Cristalli hat für uns als Gastautorin ihre Tipps und Tricks für eine sanfte Eingewöhnung zusammengefasst.

Wie der Start für Kinder und Eltern gelingt und warum Beziehung der Schlüssel ist

Der Eintritt in die Kita ist ein bedeutender Meilenstein für Kinder und ihre Familien, ein großer Schritt raus aus dem vertrauten Familienalltag hinein in eine neue, unbekannte Welt. Es herrschen viele gemischte Gefühle – zwischen Vorfreude, Unsicherheit und vielleicht auch einem Kloß im Hals. Damit dieser Übergang gelingt, ist es umso wichtiger eine sensible, individuelle Eingewöhnung zu gestalten, die sowohl die Bedürfnisse der Kinder als auch die der Eltern berücksichtigt. Mama und Papa sollen auf keinen Fall ersetzt werden, sondern die Bindungspersonen dürfen erweitert werden. Das braucht Sicherheit, Beziehung und vor allem Zeit für Bindung. Denn eine sichere Bindung ist die Brücke, über die Kinder mutig in Neues aufbrechen können.


Kinder sind kleine Menschen mit großen Gefühlen und vor allem sehr feinfühlig. Ein Kita-Start bedeutet Trennung, Orientierung in einer neuen Umgebung und ein Kennenlernen fremder Menschen, Regeln und Abläufe. Und das kann Zeit brauchen!

Wie können wir die Kinder darin unterstützen?

Jedes Kind ist individuell und das ist auch gut so! Kinder brauchen unterschiedliche Zeit und Sicherheit, um in einer neuen Umgebung anzukommen. Damit sie sich wohl und geborgen fühlen, ist es wichtig, behutsam vorzugehen:


Verlässliche BezugserzieherIn als Anker:

Eine feste Bezugsperson schafft Orientierung und emotionale Sicherheit


Langsame Annäherung:

Schrittweise Eingewöhnung hilft, Überforderung zu vermeiden. Anfangs bleibt die vertraute Bezugsperson in der Kita, bis das Kind bereit ist, sich von ihr zu lösen.

Positive Trennungserfahrungen:

Das Kind soll erleben, dass Trennung schmerzfrei möglich ist und es immer wieder in den sicheren Hafen der Eltern zurückkehren kann.

Emotionale Signale ernst nehmen:

Weinen, Klammern, Rückzug oder ähnliches sind ein Ausdruck von Gefühlen und kein manipulatives Handeln

Emotionen begleiten:

Weinen oder Unsicherheiten sind normal. Die Fachkräfte sollten feinfühlig darauf eingehen und als Co-Regulator Trost spenden. „Hier werden meine Gefühle geshen und verstanden“

Kindliches Tempo respektieren:

Die Geschwindigkeit bestimmt das Kind, nicht der Kalender

Rituale geben Vertrautheit:

Wiederkehrende Abläufe und Rituale schaffen Orientierung und Sicherheit. Jede Familie darf sein individuelles Abschiedsritual finden. Beispiele: Mutgegenstände, gleiche Zeichen auf die Hand malen, Dinge die an zu Hause erinnern, Lieder und noch viele mehr

Nachbereitung zu Hause:

Zeit für Gefühle, Verbindung und Gespräche

Bücher können Gesprächsanlässe bieten. Sowohl vor der Eingewöhnung und auch währenddessen.

Die Rolle der Eltern

Eltern sind das emotionale Zuhause der Kinder und das soll es auch bleiben. Sie sollen in keiner Weise ersetzt werden. Sie sind und bleiben Experten für ihre Kinder. Dies bedeutet für die Eingewöhnung:


Begleitende Bezugsperson:

Durch die elterliche Anwesenheit, kann das Kind Vertrauen in die neue Umgebung entwickeln bei vollkommener Sicherheit

Feinfühlige BeobachterInnen sein:

Es wird auf Signale, Bedürfnisse und Stimmung des Kindes geachtet

Sicherer Rückzugshafen:

Wenn es zu viel wird, findet es bei dem Elternteil Schutz und Orientierung

Beziehungsdreieck: Kita – Eltern- Kind

Die Eingewöhnung ist ein Zusammenspiel aus drei Partnern: der Kita, den Eltern und dem Kind. Dieses Beziehungsdreieck bildet die Grundlage für eine gelungene Eingewöhnung. Vertrauen und Kooperation sind dabei entscheidend:


Eltern und Fachkräfte als Team:

Eine respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe fördert das Wohl des Kindes
Bindung als Basis:

Kinder brauchen sichere Bindungen, um sich neuen Herausforderungen stellen zu können. Eine vertrauensvolle Beziehung zur Kita-Fachkraft erleichtert den Übergang. (Achtung: der Funke springt nicht bei Jedem über)
Gegenseitige Wertschätzung:

Die Kita wertschätzt die elterliche Erziehungskompetenz, während Eltern die Arbeit der Fachkräfte anerkennen. Ohne Druck! Ohne Bewertungen!

Raum für Gefühle:

Unsicherheiten oder Trennungsschmerz der Eltern sollten ernst genommen und besprochen werden.

Einbeziehung in den Prozess:

Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen ihres Kindes. Ihre Einschätzungen und Wünsche sollten in die Gestaltung der Eingewöhnung mit einfließen.

Die Eingewöhnung ist ein feinfühliger Prozess. Es braucht Zeit, Verlässlichkeit, Vertrauen und offenen Kommunikation. Wenn Kinder spüren: „Meine Eltern trauen dieser neuen Umgebung, sie sind für mich da auch wenn wir getrennt sind“, dann können sie sich Schritt für Schritt auch auf Neues einlassen. Es braucht vorher keine Veränderungen oder Übungen, um sich vorzubereiten. Ganz im Gegenteil, finden Veränderungen auch zusätzlich in der sichereren Umgebung statt, führt dies zu mehr Stress.

Bindung ist nicht nur das Band zwischen Eltern und Kind, sie ist die Grundlage aller späteren Beziehungen. Die Kita kann ein wunderbarer Ort werden, um das Vertrauen in die Welt wachsen zu lassen.

Dieser Beitrag wurde für dich geschrieben von:

  • Gastautorin im Räuberfuchs

    Vanessa Cristalli ist bindungs- und beziehungsorientierte Eltern- und Familienberaterin nach Katia Saalfrank®. Als Mutter von zwei Töchtern hat sie eigene Herausforderungen in der Familienzeit erlebt und gelernt, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Durch ihre umfassende Ausbildung in Bereichen wie BabySteps®, Kangatraining® und Schlafberatung unterstützt sie Familien traumasensibel dabei, ihren individuellen Weg zu finden. Mit ihrem Herzensprojekt "Lieblingsmensch" möchte sie Eltern begleiten und ihnen helfen, eine starke und liebevolle Bindung zu ihren Kindern aufzubauen.

    Lieblingsbuch: Kindheit ohne Strafen

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