Interview mit Ruth Katharina Breuer über ihr Kinderbuch "Opa hat Krümel im Kopf"

Interview mit Ruth Katharina Breuer über ihr Kinderbuch "Opa hat Krümel im Kopf" - Räuberfuchs-Blog

Inhaltsverzeichnis

„Das Herz ist wichtiger als der Kopf“ – Interview mit Ruth Katharina Breuer über ihr Kinderbuch Opa hat Krümel im Kopf

Wie erklärt man Kindern, dass der geliebte Opa plötzlich Dinge vergisst? Dass vertraute Routinen durcheinandergeraten und der Mensch, der immer da war, sich verändert? Ruth Katharina Breuer hat mit „Opa hat Krümel im Kopf“ ein Kinderbuch geschrieben, das Alzheimer kindgerecht erklärt – einfühlsam, ehrlich und berührend. Im Interview erzählt sie von der persönlichen Geschichte hinter dem Buch, ihrer Reise als Autorin und ihrer Botschaft, die lange nachklingt.

  •  Opa hat Krümel im Kopf Bilderbuch ab 5 Jahren, aus der Sicht des siebenjä Ruth Katharina Breuer 9783765559891 BRUNNEN VER...  Opa hat Krümel im Kopf Bilderbuch ab 5 Jahren, aus der Sicht des siebenjä Ruth Katharina Breuer 9783765559891 BRUNNEN VER...
    Opa hat Krümel im Kopf
    Opa hat Krümel im Kopf
    Regulärer Preis
    16,00€
    Regulärer Preis
    Verkaufspreis
    16,00€
    In den Warenkorb
    Der siebenjährige Kalle hat ein großes Vorbild: seinen Opa. So wie sein Opa will Kalle auch einmal werden. Groß und stark und klug. Doch dann beginnt Opa sich zu verändern. Er vergisst ganz einfache Dinge, wird trotzig und wütend, wenn man ihm helfen will. "Opa hat Alzheimer", erklärt Kalles Mutter. Doch für Kalle ist das nicht einfach zu verstehen, dass man mit Alzheimer Vergessenes nicht wieder lernen kann. Kalle hätte Opa dabei so gerne geholfen. Als Opa schließlich von zu... mehr lesen

„Die Geschichte musste einfach raus“

Erzähl mal ein bisschen was von dir – und wie kam es dazu, dass du ein Kinderbuch über Alzheimer geschrieben hast?

Ich bin Juristin und lebe mit meinem Mann und meinen beiden Söhnen in Köln. Das Schreiben schlummert seit meiner Kindheit in mir, und vor ein paar Jahren wurde es in einem tollen Schreib-Workshop mit Amelie Fried zum Leben erweckt. Danach meldete ich mich bei der Kinderbuchmanufaktur an und tauchte in die (Kinder-)Buch-Bubble ein.
Die Geschichte zu meinem Kinderbuch „Opa hat Krümel im Kopf“ entstand nicht nach Plan, sondern irgendwie von alleine. Wahrscheinlich musste sie einfach raus, denn es ist eine wahre Geschichte. Das Buch basiert auf der Alzheimer-Erkrankung meines Vaters.

„Kinder gehen ganz natürlich mit dem Thema um“

Wie schafft man es, ein so komplexes Thema für Kinder verständlich und zugleich würdevoll zu erzählen?

Ich glaube, dass es ausschlaggebend war, dass ich die gesamte Entwicklung von Opa in dem Buch selbst erlebt habe. Ich musste mir die einzelnen Stufen der Erkrankung und die typischen Situationen nicht ausdenken, weil sie genau so passiert sind.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass Kinder in der Regel sehr vorbehaltlos mit „komischem Verhalten“ und fehlenden Fähigkeiten von anderen umgehen. Denn sie kennen es ja von klein auf selbst, wie es ist, bestimmte Dinge (noch) nicht zu können. In gewisser Weise ist also die Entwicklung von Kindern/Enkeln einerseits und ihren an Alzheimer erkrankten Großeltern andererseits gegenläufig. Während die Kinder sich entwickeln und immer mehr lernen, ist es bei Alzheimer andersrum.
Diese Erkenntnis gepaart mit meiner Überzeugung, dass es wichtig ist, offen und natürlich mit Kindern zu reden, führte zu dem Ton in meinem Buch.

„Der Opa basiert auf einem echten Foto“

Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem Verlag und der Illustratorin?

Ich hatte das Glück, dass ich über die Kinderbuchmanufaktur die Chance bekommen habe, meine Geschichte beim BRUNNEN Verlag zu pitchen. Die Zusammenarbeit war von Anfang an von großer Wertschätzung meiner Person als Autorin gegenüber geprägt, obwohl ich selbst in diese Rolle erst einmal hineinwachsen musste. Ich konnte während des gesamten Entstehungsprozesses meine eigenen Vorstellungen einbringen und durfte letztlich sogar die Illustratorin mitaussuchen. Der warme Stil von Paran Kim war für mich absolut passend für das Thema. Und sogar meiner Bitte, den Opa in dem Buch auch optisch an meinen Vater anzulehnen, wurde entsprochen. Die Vignette auf der (Innen-)Titelseite basiert auf einem echten Foto.

„Manchmal bekomme ich selbst Gänsehaut“

Was hat dich während des Schreibprozesses besonders berührt? Gab es Momente, in denen du gezweifelt hast?

Das Schreiben der Geschichte selbst lief damals wie von alleine und war – wahrscheinlich wegen der persönlichen Komponente – ein ganz natürlicher Prozess. Aber bei Lesungen passiert es mir immer wieder, dass mich das Ende der Geschichte selbst berührt und ich Gänsehaut bekomme.
Zweifel hatte ich – als Erst-Autorin – erst später, bei Entscheidungen während des Entstehungsprozesses des Buches, bei der Vorstellung des Buches gegenüber Buchmenschen oder bei ersten Lesungen. Aber das wird mit der Zeit besser ;-).

„Das Buch zeigt: Ihr seid nicht allein“

Welche Reaktionen auf das Buch haben dich besonders bewegt – vielleicht von Kindern oder betroffenen Familien?

Es ist mein großes Anliegen, das Thema Alzheimer auch für die Kinder verständlich zu machen, die im Umfeld noch nicht von der Erkrankung betroffen sind. Aber natürlich ist es besonders bewegend, wenn das Buch für betroffene Familien eine Hilfe ist. Gerade letzte Woche gab es bei einer Lesung in einer zweiten Klasse ein Mädchen, das von genau denselben Erfahrungen mit ihrem Opa berichtet hat, die Kalle in meinem Buch mit seinem Opa erlebt. Ich hoffe, dass mein Buch zeigt, dass diese manchmal komischen und manchmal traurigen Entwicklungen normal sind und auch anderen passieren.

„Ein Buch ist eine gute Wahl“

Was würdest du Eltern oder pädagogischen Fachkräften raten, die Kindern Alzheimer erklären wollen?

Es gibt so viele betroffene Familien und wenn es so weit ist, fehlen häufig die Energie und die richtigen Worte für kindgerechte Erklärungen. Deswegen ist es so wichtig, das Thema Alzheimer schon vorher in die „Normalität“ von Kindern zu holen – es wird zukünftig immer mehr zu unserem Leben dazu gehören.
Ich bin natürlich trotz meiner persönlichen Erfahrung kein Experte, aber genau das ist meiner Meinung nach auch nicht notwendig. Wie bei so vielen anderen Bereichen hilft es, möglichst offen mit den Kindern über das, was passiert zu reden. Und wenn einem selbst die Worte fehlen, ist ein Buch immer eine gute Wahl.

„Mehr verrate ich im Herbst“

Arbeitest du schon an neuen Buchprojekten? Und wenn ja – dürfen wir einen kleinen Einblick bekommen?

Tatsächlich ist mein zweites Buch schon in Arbeit und wird Anfang nächsten Jahres beim BRUNNEN Verlag erscheinen. Dieses Mal ist das Thema etwas leichter und es wird lustig und ganz schön lebendig. Mehr verrate ich Euch im Herbst.

„Das Fühlen bleibt“

Zum Schluss: Gibt es eine Botschaft, die dir besonders am Herzen liegt?

Als mein Vater an Alzheimer erkrankt war, fiel es mir immer erstaunlich leicht, mit seinem Vergessen umzugehen. Ich habe es nie persönlich genommen, wenn er mich nicht erkannt hat oder es zumindest nicht zeigen konnte. Ich war immer der festen Überzeugung, dass das Fühlen bei an Alzheimer Erkrankten nicht verloren geht. Irgendwie spüren sie, dass man eine vertraute Person ist. Mit dieser Botschaft endet daher auch mein Buch: Das Herz ist wichtiger als der Kopf.

Einen Kommentar hinterlassen