
Weißt du, wo die Liebe wohnt, erschienen 2022 und Weißt du, wo sich das Glück versteckt, erschienen 2025, sind beide geschrieben von Lisa Weisbrod, illustriert von Nini Alaska und im dtv Verlag herausgekommen.

Das Bilderbuch Weißt du, wo die Liebe wohnt leitet poetisch durch die kleinen Momente des Alltags, in denen Kinder Liebe erleben – oft, ohne es bewusst zu wissen. Die Geschichte beginnt mit einer großen Frage:
„Opa, wo wohnt die Liebe?“
Diese Frage stellt Tom seinem Großvater. Die Antwort? Spannender, als man vielleicht zunächst vermutet, denn Opa Karl findet einen schönen Weg, dieser Frage mit seinem Enkel auf den Grund zu gehen. Warmherzig und voller lebensnaher Beispiele, die Kinder emotional sofort verstehen, zeigt Opa Karl, dass Liebe nicht an einem bestimmten Ort lebt, sondern in den liebevollen Gesten, Worten und Handlungen steckt, die uns im Alltag begegnen: In der Brotdose der Mama, in einer frischen Windel, wenn Papa den kleinen Bruder wickelt, im geteilten Keks des besten Freundes, in Zahnpasta, Medizin, Shampoo, im Fahrradhelm, in einer Umarmung, im „Pass gut auf dich auf“ oder sogar im „Nein“, das schützt. In diesen und vielen weiteren Beispielen, die jedes Kind aus dem Alltag kennt, wird dargestellt, dass sie Ausdruck von Liebe sind. Und dass man Liebe sehen, schmecken, riechen, hören und fühlen kann.
So schließt Opa Karl dann seine Ausführungen, dass die Liebe nirgendwo wohnt, sondern sich anders zeigt. Aber Tom zieht seine ganz eigenen Schlüsse.
„Da muss Opa Karl lächeln. „Das stimmt, Tom. Die Liebe wohnt in allen Häusern, in denen die Menschen ihr die Tür öffnen.“
Das Bilderbuch Weißt du, wo sich das Glück widmet sich der Frage nach dem Glück im Alltag. Wie schon das Vorgängerbuch, startet es mit einer großen Frage:
„Oma, wie findet man eigentlich den Schlüssel zum Glück?
Lilli stellt ihrer Großmutter Sonja diese Frage. Lilli würde den Schlüssel nämlich gerne kaufen. Oma Sonja erklärt, dass es nicht nur einen, sondern viele Schlüssel zum Glück gibt und zeigt Lilli, was sie meint.
Oma Sonja lenkt den Blick von Lilli auf viele lebensnahe Bereiche. Regenbogen, Schmetterlinge, Sonnenstrahlen, Schneeflocken, warme Umarmungen, Duft des Lieblingsessens - das und noch viel mehr kann großes Glück bedeuten. Aber auch, wenn man Dinge schafft, die zunächst nicht geklappt haben, wenn man etwas macht, was man gern mag oder in vielen kleinen Dingen, die wir oft als selbstverständlich annehmen.
„Glück ist, dass du in einem Land aufwachsen darfst, in dem es heute keinen Krieg, sondern Frieden unter den Menschen gibt.“ Ein Zuhause, fließendes Wasser, ein voller Kleiderschrank, ein volles Kinderzimmer, das alles ist Glück.
„Der Schlüssel zum Glück liegt also auch darin, sich über all die wunderbaren Dinge zu freuen, die wir haben und die wir erleben dürfen, anstatt daran zu denken, was uns noch fehlen könnte.“
Oma Sonja erklärt noch viel mehr und steigt dabei tief in die Gefühlswelt ein. Dann schlussfolgert sie:
Doch Lilli folgert, dass jeder Mensch einen eigenen Schlüssel zum Glück hat.
„Da staunt Oma Sonja. „Oh, Lilli, du hast recht! Der Schlüssel zum Glück liegt immer in uns selbst und darin, wie wird die Welt sehen wollen.““
Beide Bücher eignen sich wunderbar zum Vorlesen und gemeinsamen Nachdenken. Sie laden dazu ein, mit Kindern ins Gespräch zu kommen:
Wie fühlt sich Liebe an? Wo erleben wir sie? Wie zeigen wir sie anderen? Was bedeutet Glück für mich? Was macht mich glücklich? Wo kann ich Glück spüren? Mache ich andere glücklich?
Persönliches Fazit:
Wir haben diese beiden Bücher unglaublich gerne gelesen. Die stimmungsvollen Illustrationen von Nini Alaska unterstreichen die Wärme der Geschichte und machen sie auch visuell zu einem Erlebnis. Die Bücher stärken die emotionale Entwicklung und Empathie. Sie regen Gespräche zwischen Eltern und Kindern an und vermitteln Werte wie Fürsorge, Achtsamkeit und Verbundenheit.
Diese Bücher sind ein Impuls, sich bewusst zu machen, wie viel Liebe und Glück jeden Tag in scheinbar kleinen Momenten steckt.
Während ich „Weißt du, wo die Liebe wohnt?“ rundum feiere, hatte ich als Förderschullehrerin und Mama bei „Weißt du, wo sich das Glück versteckt?“ ein wenig Unwohlsein. Das Buch ist wunderbar und ich spreche eine klare Kaufempfehlung aus. Ich liebe, wie es den Blick auf kleine Dinge und das Innere der Menschen lenkt: „ Aber den Schlüssel zum Glück finden wir nicht nur dann, wenn wir die wunderschöne Welt um uns herum genau beobachten, sondern auch, wenn wir ganz liebevoll auf uns selbst achten.“
Gleichzeitig hätte ich mir gewünscht, es wäre etwas inklusiver gehalten. Dazu hätte das Weglassen weniger Sätze gereicht, die spezifische Beispiele hervorheben, dadurch aber auch exkludierend wirken können.
Beispielsweise:
Wunderbar: „Glück ist, wann immer du etwas schaffst, obwohl es anfangs schwierig war.“ Unnötige Ergänzung: „Wenn du alleine deine Schuhe bindest oder in deinem eigenen Bett einschläfst.“
Wunderbar: „Und welch ein großes Glück ist es, dass dein Körper so viele tolle Dinge machen kann!“ Unnötige Ergänzung: „Deine Füße können aus dem Bett hüpfen und dich tragen, deine Hände können Purzelbäume schlagen, und deine Augen können die bunten Farben der Welt sehen.“
Aber auch das können natürlich wunderbare Gesprächsanlässe sein und sind nur eine kleine Kritik an einem schönen und sehr lesenswerten Buch.
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